Foto: Albertina Wien Foto: Albertina Wien
lundi 8 août 2016
Exposition en Allemagne
Als der
Farbholzschnitt die Wohnzimmer eroberte
Von Bülent Gündüz,
Frankfurt
08. August 2016, 02:00 Uhr
Weiblicher
Akt von Karl Anton Reichel aus dem Jahr 1909.
Foto: Albertina Wien Foto: Albertina Wien
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Die
Schirn Kunsthalle in Frankfurt erzählt die Geschichte des Farbholzschnittes im
Wien der Jahrhundertwende. Die Ausstellung ermöglicht Entdeckungen und
kunsthistorische Erkenntnisse.
Mit dem
Ende der akademischen Malerei im 19. Jahrhundert waren die Künstler frei von
formalen Zwängen. Ihr Wunsch, eigene Wege zu gehen, und die Zukunftseuphorie
der Jahrhundertwende gebaren eine Lust zu wilden Experimenten. Kunst sollte
nicht mehr länger Staffage für die Reichen und Schönen sein. Ziel der Künstler
war es nun, Kunst in die Gesellschaft zu tragen. Dafür brauchte es eine Kunst
für alle. So erlebte die Grafik als günstige Alternative zum teuren Ölgemälde
einen Aufschwung.
Die
Japanbegeisterung des Fin de Siècle brachte den fast vergessenen
Farbholzschnitt zurück nach Europa. Die jungen Talente der Wiener
Kunstgewerbeschule waren begeistert von den Möglichkeiten. Die Experimente mit
der wiederentdeckten Technik führten zu einer Aufbruchstimmung und zu einer
neuen Vielfalt in der Kunst, die bis heute nachwirkt. Trotzdem wurde dieses
Kapitel bis heute kaum beleuchtet, weil die Auseinandersetzung mit der Wiener
Moderne vor allem von Klimt, Schiele und Kokoschka bestimmt wird und sich die
drei kaum für Druckgrafik interessierten.
Ausgangspunkt
für die Entwicklung der Kunst in Österreich war die 1897 gegründete Wiener
Sezession, die mit dem rückwärtsgewandten Historismus brechen wollte, der
längst überwundene Stile wieder zu etablierten suchte. Wichtige Instrumente
dafür waren neben den Ausstellungen der Sezession auch das vereinseigene
Magazin „Ver Sacrum“ sowie die Jugendstilzeitschrift „Die Fläche“. Beiden
Zeitschriften räumt die Ausstellung breiten Raum ein und demonstriert, wie
wichtig die Publikationen für die Entwicklung des Farbholzschnittes waren, weil
sie intensiv über die Techniken berichteten und hochwertige Originaldrucke aus
den Wiener Ateliers beilegten.
Es ist
erstaunlich, dass nur wenige Künstler der Bewegung wirklich große Namen in der
Kunstwelt wurden. Umso schöner ist die Ausstellung, weil sie Entdeckungen ermöglicht
und kunsthistorische Erkenntnisse ermöglicht. Zu den bedeutendsten Grafikern
gehörte der aus Prag stammende Emil Orlik, der mit seiner Asienreise im Jahr
1900 zu den Ursprüngen der Farbholzschnitttechnik reiste und dort lernte. Seine
Werke „Der Maler“, „Der Holzschneider“ und „Der Drucker“ zeigen die drei
Arbeitsschritte, vom Anfertigen der Zeichnungen über den Schnitt der
Holzplatten bis zum mehrfarbigen Druck. Ästhetisch geprägt sind die
Holzschnitte von Farbflächen mit schwarzen Umrisslinien, was zu einer dezidiert
zweidimensionalen Wirkung führte und an Comiczeichnungen erinnert.
Die
Motivvielfalt nahm unglaublich zu. Akte, exotische Tiere, Alltagsszenen und
Landschaften wurden in Holz geschnitzt und anschließend gedruckt. Herrlich
grotesk und überdreht wirken viele Arbeiten, wie etwa Ludwig Heinirch
Jungnickels „Rauchende Grille“ oder Gustav Marischs „Zwerg mit Vogel“.
Der
ansprechende Ausstellungsparcours wurde von Theaterregisseur Ulrich Rasche
gestaltet und führt den Besucher durch ein fahl belichtetes Labyrinth aus
schwarzen, sich neigenden Ausstellungswänden, die Kojen und Gänge öffnen.
Anschaulich erklärt die Ausstellung die Drucktechnik des Farbholzschnitts und
verwandte Methoden wie Linolschnitt, Spritztechnik und Papierschnittdruck. Und
noch etwas zeigt die Schau: Auffallend viele Künstlerinnen waren damals aktiv
und begeisterten sich für den Holzschnitt. Fast schon vergessen waren Marie
Uchatius und Fanny Zackucka. Mit ihrer Arbeit nahmen die Wiener die Ästhetik
der Comics vorweg. Dass die Schau mit rund 240 Werken von exquisiter Qualität
ausgestattet werden konnte, verdankt sie Leihgaben aus aller Welt. Großen
Anteil daran hat die Wiener Albertina, in der die Ausstellung im Anschluss ab
Oktober zu sehen sein wird.
Bis 3.
Oktober. Di, Fr-So: 10 bis 19 Uhr. Mi/Do: 10 bis 22 Uhr.
http://www.saarbruecker-zeitung.de/kultur/sz-kultur/art449429,6217929
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